Therapie akuter Atemwegsinfektionen
Aufgrund der überwiegend viralen Genese und ihres zumeist selbstlimitierenden Charakters sind Atemwegsinfektionen – insofern es sich nicht um eine Lungenentzündung handelt – in der Regel keine Indikation für eine Antibiotikaverordnung.
Bei nachfolgend erwähnten Atemwegsinfektionen ist folgendes zu beachten:
Tonsillopharyngitis
Bei der akuten Tonsillopharyngitis sind in der Regel keine Antibiotika indiziert.
Eine Indikation zur Antibiotikatherapie ist bei gesicherter A-Streptokokken-Angina gegeben, ebenso bei Verdacht auf A-Streptokokken-Angina in folgenden Situationen:
• schwere Erkrankung, Verdacht auf Peritonsillarabszess
• Scharlach
• rezidivierende A-Streptokokken-Angina
• bei Patienten mit akutem rheumatischem Fieber
Mittel der ersten Wahl zur Behandlung der A-Streptokokken- Angina ist Penicillin V (7–10 Tage).
Akute Otitis media
Eine initial rein symptomatische Therapie (Paracetamol oder Ibuprofen) ist bei Kindern, die älter als sechs Monate sind, in der Regel vertretbar bei Fehlen ausgeprägter Krankheitszeichen oder lediglich einseitiger Otitis ohne Perforation. Eine Kontrolle nach ca. drei Tagen (bei Kleinkindern nach 24 Std.) sollte gewährleistet sein.
Indikation für eine Antibiotikaverordnung sind (Mittel der ersten Wahl: Amoxicillin für 5 (–7) Tage):
• Säuglinge und/oder initial stark ausgeprägte Krankheitszeichen bzw. beidseitige oder perforierte Otitis
• unzureichende Beschwerdebesserung (großzügige Indikationsstellung bei Kleinkindern) oder Progression
• Vorliegen einer Grunderkrankung
Akute Rhinosinusitis
Eine routinemäßige Verordnung von Antibiotika bei akuter Rhinosinusitis ist nicht gerechtfertigt.
(Pseudo-)Krupp
Mittel der ersten Wahl sind systemische Glukokortikosteroide (Prednisolon 1–2 mg/kg oder Dexamethason in äquivalenter Dosis (0,15 mg/kg)).
Akute Bronchitis
Die akute Bronchitis ist keine Indikation für die regelhafte Gabe von Antibiotika.
Für eine Linderung von quälendem unproduktiven Reizhusten mit Antitussiva inklusive entsprechend verwendeter Opiate liegt keine sichere Evidenz vor.
Auch für Expektoranzien liegt insgesamt kein hinreichender Nachweis für klinisch relevante Wirkungen bei akuter Bronchitis vor. Eine Empfehlung kann daher für diese Indikation nicht ausgesprochen werden. Auch die Datenlage zu anderen Therapien ist unzureichend, um eine klare Empfehlung zu geben. Hierzu zählen z. B. Efeuextrakt, Thymianextrakt bzw. Auszüge aus Thymiankraut und Primelwurzel, Echinacea, Pelargonium sidoides, etc.
Quelle: AWMF S-3 Leitlinie - Akuter und chronischer Husten
Keuchhusten (Pertussis)
Bei einer Antibiotikatherapie sind Makrolide (Azithromycin über 3 Tage oder Clarithromycin über 7 Tage) Mittel der ersten Wahl. Sie bewirken die Elimination der Erreger, beeinflussen jedoch den klinischen Verlauf in der Regel nicht mehr signifikant.
Quelle: KBV – Wirkstoff aktuell zur rationalen Antibiotikatherapie bei Infektionen der oberen Atemwege (01/2012)
Ambulant erworbene Pneumonie (CAP)
Für die ambulante Therapie bei leichter Pneumonie und fehlenden instabilen Begleiterkrankungen ohne Komorbidität ist Amoxicillin Mittel der Wahl (bei Kindern und Erwachsenen). Hiermit ist eine Aktivität gegenüber Pneumokokken und den meisten Haemophilus-Stämmen gewährleistet. Bei einem Nachweis von S. pneumoniae kann auch Penicillin V gegeben werden.
Die Antibiotikatherapie kann zwei bis drei Tage nach klinischer Besserung und Fieberfreiheit beendet werden und sollte insgesamt nicht länger als sieben Tage andauern.
Quelle: KBV – Wirkstoff aktuell zur rationalen Antibiotikatherapie bei Infektionen der unteren Atemwege (01/2017)