1. Hintergrund

2012 wurde Dapagliflozin (Forxiga®) als erster Natrium-Glucose-Kotransporter-2-Inhibitor (SGLT-2-Hemmer) in der EU und Deutschland zugelassen. Im März 2014 folgte Canagliflozin (Invokana®), welches jedoch nach wenigen Monaten vom Hersteller wieder aus dem deutschen Arzneimittelmarkt genommen wurde. Ein weiterer verordnungsstarker Vertreter dieser Substanzklasse ist das ebenfalls 2014 zugelassene Empagliflozin (Jardiance®), während das 2018 zugelassene Ertugliflozin (zuerst nur Fixkombination mit Sitagliptin, ab Dezember 2021 Einstoffpräparat Steglatro®) vom Umfang der Verordnungen gesehen nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Der duale SGLT-1 und SGLT-2-Inhibitor Sotagliflozin (Zynquista®) wurde von der EMA als potentielle Therapieoption bei Diabetes- Typ 1 zugelassen, dann jedoch wegen schwerer atypischer Ketoazidosen vom Markt genommen. Weitere SGLT-2-Hemmer wie Bexagliflozin, Ipragliflozin, Remogliflozin, Tofogliflozin oder Sergliflozin sind bislang in Deutschland nicht zugelassen.
Ursprünglich für die Diabetestherapie entwickelt, zeigten sich in den Studien (s.u.) positive Auswirkungen auf patientenrelevante Endpunkte wie Herzinsuffizienz und Nephroprotektion, dies auch unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes mellitus. In kurzen Zeitabständen erfolgten entsprechende Indikationserweiterungen für den Einsatz von Empagliflozin und Dapagliflozin bei Herzinsuffizienz (mit eingeschränkter und erhaltener Ejektionsfraktion (EF)) sowie bei chronischer Niereninsuffizienz.
SGLT-2-Hemmer (und die an dieser Stelle nicht besprochenen GLP-1-Agonisten) haben in den letzten Jahren stets zweistellige Verordnungs- und Umsatzzuwächse erzielt. Mit einem weiteren Anstieg der Verordnungszahlen ist zu rechnen. Antidiabetika standen im Jahr 2022 laut Arzneiverordnungsreport 2023 auf Rang 3 der umsatzstärksten Arzneimittelgruppen. Dabei haben neue Antidiabetika inzwischen einen deutlich höheren Kostenanteil als die Insulinpräparate, was eindeutig an den teuren Präparaten der Wirkstoffgruppen der SGLT-2-Inhibitoren und der GLP-1-Agonisten liegt.