6. Schwangerschaft und Stillzeit
Für die Entscheidung bzgl. einer systemischen Therapie von Psoriasis-Patientinnen mit Kinderwunsch oder bei bestehender Schwangerschaft muss das Risiko einer unbehandelten Psoriasis der Mutter in der Schwangerschaft gegen eine mögliche Schädigung des Fötus durch Medikamente abgewogen werden. Als kontraindiziert in Schwangerschaft und Stillzeit sind Acitretin, Fumarsäuresester, Methotrexat und Apremilast anzusehen.
Die Datenlage zur Anwendung von Biologika in Schwangerschaft und Stillzeit ist insgesamt begrenzt. Aufgrund der langen Erfahrung zur Anwendung in der Schwangerschaft werden unter den Biologika die TNF-α- Blocker (keine erkennbare Teratogenität) präferiert. Zurzeit ist Certolizumab pegol der einzige TNF-α- Blocker, bei dem kein/minimaler Transfer über die Plazenta (CRIB-Studie, n=16) und in die Muttermilch (CRADLE-Studie, n=19) nachgewiesen wurde. Bei Frauen, die eine Empfängnis planen oder für die eine Therapie im zweiten oder dritten Trimenon der Schwangerschaft erforderlich wird, kann laut der o.e. S3- Leitlinie Certolizumab-Pegol als Therapie der ersten Wahl empfohlen werden, sofern die Behandlung mit einem Biologikum auf Grund der klinischen Symptomatik als essentiell erachtet wird.
Weiterhin ist zu beachten, dass alle derzeit für Psoriasis zugelassenen biologischen Arzneimittel (mit Ausnahme von Certolizumab-Pegol) während des zweiten und dritten Trimesters aktiv auf den Fötus übertragen werden. Es wird angenommen, dass diese zunehmende Exposition gegenüber Biologika während des zweiten und dritten Trimesters die Entwicklung des Fötus negativ beeinflusst, was zu einem potenziellen Risiko einer neonatalen Immunsuppression und zu einem höheren Risiko neonataler Infektionen führen könnte. Vor diesem Hintergrund sollte die Verabreichung von Lebendimpfstoffen (z.B. Rotavirus) bei Säuglingen bis zwölf Monate nach der Geburt kritisch geprüft werden (siehe Rote-Hand Brief zu Infliximab: https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/veroeffentlichungen-arzneimittel/rhb/22-03-07-rhb-infliximab.pdf?__blob=publicationFile&v=3).
Begrenzte Daten aus Kohortenstudien ergaben keine Hinweise auf einen beeinträchtigten Schwangerschaftsverlauf bzw. -ausgang unter der Anwendung von TNF-α- Antagonisten durch Männer ebenso wenig wie auf die Fertilität. Entsprechende Daten zu den Auswirkungen einer Einnahme von Interleukin-Inhibitoren liegen nicht vor.